Jan 032016
 

(Ein Bild für den Sinn von Psychotherapie und Pädagogik / von Al Pesso)

“Die Frage, die mich für die Zukunft am meisten beschäftigt ist die, worin der Wesenskern des menschlichen Lebens besteht und wie man ihn beschreiben könnte. Die Fähigkeit des Menschen, den Kern seines Wesens zu beschützen, zu tarnen, zu verstecken, zu begraben ja, ihn zu töten – und ihn heimlich doch so zu bewahren, dass er sich eines Tages wieder zeigen kann, ist eindrucksvoll.
Manchmal gleicht das wahre Selbst einer vertriebenen und im Verborgenen lebenden Königin (eines Königs), die einmal hier auftaucht und einmal dort, und wenn die feindlichen Truppen nahen, ist sie nicht mehr aufzufinden. Stattdessen werden an einem anderen Ort Gerüchte über ihre Anwesenheit laut.
Die Aufgabe der Psychotherapie sowie der Erziehung ist es, die Königin (den König) wieder auf ihren Thron zu setzen, so dass sie ohne Heimlichtuerei mit allen Gebieten ihres Reiches in Verbindung treten kann.”

Jan 022016
 

Was das Hirn alles kann!

(Einfach drauflos lesen, auch wenn es komisch ausschaut)

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Quellen: Zeiss.de; panoptikum.net; quizfragen4kids.de u.a..

Jan 022016
 

EIN WORT ZUM THEMA ANGST
Aus dem sehr empfehlenswerten Buch von Yann Martel: „Schiffbruch mit Tiger“, Kapitel 56

Angst ist der einzige echte Feind des Lebens.
Nur Angst kann das Leben bezwingen. Angst ist ein kluger, raffinierter Gegner, das weiß ich aus Erfahrung. Sie kennt keine Moral, akzeptiert kein Gesetz und keine Konventionen, sie ist unerbittlich. Sie sucht sich bei jedem den schwächsten Punkt und findet ihn ohne Mühe. Sie beginnt ihren Angriff im Kopf, immer. Im einen Moment fühlt man sich noch ruhig, selbstsicher, glücklich. Dann schleicht sich die Angst in den Verstand wie ein Spion, gehüllt in den Mantel des leisen Zweifels. Man begegnet dem Zweifel mit Unglauben, und der Unglauben will ihn verscheuchen. Aber der Unglauben ist ja nur ein armer, schlecht bewaffneter Fußsoldat. In ein paar Zügen hat der Zweifel ihn besiegt. Man spürt eine Beklommenheit. Die Vernunft springt in die Bresche. Man ist beruhigt. Die Vernunft ist schließlich nach den neusten Erkenntnissen der Waffentechnik ausgerüstet. Aber zu unserem großen Erstaunen unterliegt, trotz überlegener Taktik und einer Reihe von siegreichen Scharmützeln, auch die Vernunft. Wir spüren, wie wir schwach werden, unsicher. Aus der Beklommenheit wird Angst.
Jetzt nimmt die Angst sich den Körper vor, der längst weiß, dass da etwas nicht stimmt. Längst schon sind die Lungen fort geflogen wie ein Vogel, die Eingeweide winden sich wie eine Schlange davon. Jetzt lässt sich die Zunge fallen wie ein Opossum und das Kinn galoppiert dazu auf der Stelle. Die Ohren werden taub. Die Muskeln zittern, als hätten man Malaria, und die Knie schlackern, als wären sie auf dem Tanz. Das Herz zieht sich zusammen, dafür weitet der Schließmuskel sich. Und immer so weiter, der ganze Körper. Jeder einzelne Teil versagt, jeder auf die Weise, auf die er es am besten kann. Nur die Augen bleiben aufmerksam. Sie registrieren jeden Schachzug.
Nicht lange, und man macht Fehler. Man lässt seine letzten Verbündeten ziehen: Hoffnung und Vertrauen. Und schon hat man sich selbst besiegt. Die Angst, die doch nichts war als ein Hirngespinst, triumphiert.
Es ist nicht leicht, diese Dinge in Worte zu fassen. Denn echte Angst, diejenige, die uns bis in die Grundfesten erschüttert, Angst etwa, die wir spüren, wenn wir dem Tot ins Auge blicken, nistet sich in der Erinnerung ein wie ein Faulbrand: Sie lässt alles verrotten, selbst die Worte, mit denen wir von ihr sprechen. Man muss um diese Worte ringen. Man muss kämpfen und das Krebsgeschwür ins Licht der Worte zerren. Denn wer das nicht tut, wer seine Angst im wortlosen Dunkel lässt, wem es womöglich sogar gelingt, sie zu vergessen, der öffnet sich bei jedem neuen Angriff der Angst, weil er mit dem Gegner, der ihn beim ersten Mal bezwang, nie wirklich gerungen hat.